Alle Wege führen ... wieder zum Nordkap

Monat: Juli 2024 (Seite 4 von 4)

Ziiiieh!

Tja. Die heutige Tour wurde doch länger als geplant. Wegen eines Fehlers in der Karte kam ich an einer Stelle nicht durch und musste wieder zurück und auf der anderen Seite des Misværfjords fahren. Durch diesen Umweg wurden es heute dann 123 km und über 1500 Höhenmeter.

Diese Etappe war mit Abstand die längste, und auch ohne Umweg wäre sie, wenn auch nur knapp, auf dem ersten Platz gewesen. Ich denke nicht, dass ich nochmal so einen Umweg machen muss. Morgen steht nur die Überfahrt auf die Lofoten an, und übermorgen ist die Etappe recht kurz, ich kann mich also etwas erholen.

Von den 20 Grad des Nachmittags war der Morgen noch weit entfernt, aber für den ersten Gebirgspass war das recht. Oben angekommen wollte ich ein Foto machen, da hielt ein Norweger an und fragte, ob ich ein Problem mit dem Rad hätte. Er sprach norwegisch, ich antwortete auf schwedisch – es hat funktioniert! Bloß als er dann von schönen Radwegen am Saltstraumen anfing und erklären wollte wie genau man da fahren soll, musste ich passen.

An diesem Berg liefen Schafe frei rum. Wenn ein Auto kam, blieben sie einfach auf der Straße liegen, das kannten sie ja. Wenn ich kam, glotzten sie mich erschreckt an, sprangen auf und liefen meistens davon. So viele Radfahrer kommen wohl nicht vorbei.

Der zweite Pass war noch niedriger. Nur 240 Meter ab Fjordkante, aber es fühlte sich an wie Gebirge. Ein interessantes Gefühl, Hochgebirge auf Meereshöhe.

Nach all den kleinen Dörfern, Weilern und Kleinstädte durch die ich in der letzten Zeit gekommen bin, ist Bodø wieder eine richtige Stadt. Etwas kleiner als Lörrach, es fühlt sich aber deutlich größer an, kein Wunder, Bodø ist das Zentrum der Region. Lörrach steht jedoch im Schatten von Basel.

Blick aus dem Zelt nachts um 1
Nur weg hier!
Am ersten Pass
Rastplatz am Misværfjord
Passhöhe 240 MüM
Ausblick auf den Fjord
Die Brücke über den Saltstraumen

Plan für Tag 28 – Rognan bis Bodø

Gesamtstrecke: 105.75 km
Gesamtanstieg: 1929 m

Heute wird es ziemlich anstrengend. Die Strecke ist mit knapp 110 Kilometern recht lang, und um die große Straße direkt am Fjord zu vermeiden, führt der Weg mehr im Hinterland über zwei Anstiege von knapp 500 und knapp 250 Metern, was sich mit dem üblichen Auf und Ab auf über 1000 Höhenmeter summiert.

Das Ziel Bodø ist mit 42000 Einwohnern ziemlich groß – die letzte Stadt dieser Größe, Sundsvall, habe ich vor 10 Tagen passiert. 

Välkommen åter i Sverige, velkommen Norge – Auf Wiedersehen in Schweden, willkommen Norwegen

Heute war es morgens noch frisch, aber die Sonne schien von oben und der Wind schob von hinten, so liess es sich gut fahren. Als ich später auf der norwegischen Seite ein paar hundert Höhenmeter tiefer war, war es endgültig Zeit für kurze Kleidung – also ein rundum gelungener Fahrtag.

Der Kontrast zwischen den kargen Höhen des Fjälls und dem üppigen Wuchs unten im Tal war schon gross.

Ein enges Tal in dem sich alles drängt, die alte Straße und die Umgehungsstraße, eine Bahnlinie und der türkise Gebirgsfluss, viele Höfe und kleine Weiler, dazwischen ist jeder Platz genutzt für Äcker und Wiesen, die Berghänge üppig bewaldet und im Hintergrund schneebedeckte Gipfel – das ist für mich eher die Beschreibung eines Alpentals, aber nicht eines Ortes nördlich vom Polarkreis auf 50 Meter Meereshöhe. Schon schön hier!

Der höchste Punkt meiner Tour, einige km vor der Grenze
Der alte Grenzstein
Eine interessante Gipfelform
Kurz nach der Grenze
Mittagspause auf 300 MüM
Wieder Felder und Wald
Türkisblaues Wasser

Unten im Tal

Plan für Tag 27- Vuoggatjålme bis Rognan

Gesamtstrecke: 103.52 km
Gesamtanstieg: 1077 m

Die Strasse steigt noch etwas, bis kurz vor der Grenze zu Norwegen der höchste Punkt meiner Tour erreicht wird: 740 Meter. So weit im Norden ist das schon richtiges Hochgebirge. Karg, baumlos, und im Mai hat es rechts und links der Strasse noch viel Schnee.  

Dann geht es hinunter nach Norwegen. Schon bald ist eine Meereshöhe von nur noch gut 100 Metern erreicht, und es geht immer dem Fluss Saltelva entlang bis zum Ort Rognan am Saltdalsfjord.

Till fjällen – Richtung Skanden

Heute war wieder ein gutes Wetter zum Radfahren. Etwas frisch und windig, also war lange Kleidung angesagt, aber es regnete nicht und war meistens bedeckt und immer wieder kam die Sonne raus.

Wald hatte ich in der letzten Zeit recht viel, es war schön, heute Richtung Berge zu fahren und immer wieder andere Ausblicke zu haben.

Meine Zeit in Schweden ist fast vorbei, da könnte ich einiges schreiben, hier mal nur so viel: woher kamen denn die ganzen Touristen? Norweger sind die größte Gruppe und überall zu finden. Deutsche waren in der ersten Hälfte eher rar, dann aber immer zahlreicher. Finnen sind besonders gern hier im Norden unterwegs. Schweizer und Niederländer sieht man auch immer wieder, andere Länder sind eher selten.

Dieser Elch lief mal nicht weg
Die noch teils schneebedeckten Skanden kommen näher
Bei dieser Polarkreisüberquerung plagen mich keine Mücken

Plan für Tag 26 – Arjeplog bis Vuoggatjålme

Gesamtstrecke: 104.86 km
Gesamtanstieg: 818 m

In den einsamen Weiten Lapplands gibt es nicht viel – die Straße im Tal des Skellefte älv, selten ein paar Häuser am Wegesrand und viel Natur. 

Auf halber Strecke ein kleines Feriendorf mit 30 ständigen Einwohnern und dem Nötigsten: ein Lebensmittelladen, der selbst Sonntags bis 20 Uhr offen hat, einer Zapfsäule und einem Tesla Supercharger. Im Winter muss hier allerdings recht viel Betrieb sein, denn hier gibt es Schwedens längsten Schlepplift (1927 Meter lang) und 7 Abfahrten. 

Meine Unterkunft ist der kleine Weiler Vuoggatjålme am Polarkreis – eigentlich nur ein Hof mit ein paar Stellplätzen und Campinghütten. Hier wurde der schwedische Kälterekord aufgestellt: mit -52,6 °C am 2. Februar 1966. Der letzte Schnee schmilzt hier normalerweise erst Anfang Juni.

Auf dem Hof gibt es ein (zumindest der Speisekarte nach) gutes Restaurant. Wie wärs denn mit folgendem: Als Vorspeise Ren-Tartar mit eingelegten Pfifferlingen und Topinamburchips, als Hauptgericht gebratenen Wandersaibling mit Kohlrabi und Fenchelsalat, als Dessert Moltebeerencreme mit hausgemachtem Vanilleeis und Sauerklee. Oder ganz schlicht und einfach Elch-Köttbullar. Den Tisch für das letzte Abendessen auf schwedischem Boden habe ich natürlich schon reserviert …

Bis zum Ende der Reise habe ich jetzt Mitternachtssonne. Der nächste Sonnenuntergang ist am 21. Juli um 21:17 Uhr in Rümmingen.

Ruskväder – Sauwetter

12 Grad, 100 km und Landregen

Es muss auch solche Tage geben. Schon in der Nacht regnete es immer wieder. Ich konnte noch halbwegs bei Trockenheit zusammenpacken, aber das wars dann auch. Es regnete mal etwas mehr, meist etwas weniger und immerhin nie ganz stark. Es gab zwar auch Regenpausen, aber die waren sehr selten und nie länger als 5 Minuten.

Gut, dass ich heute und morgen feste Unterkünfte habe, da kann das Zeug besser wieder trocknen. Das Wetter soll auch wieder besser werden, zumindest für die nächsten Tage ist kein großer Regen mehr angesagt.

Plan für Tag 25 – Gargnäs bis Arjeplog

Gesamtstrecke: 100.21 km
Gesamtanstieg: 714 m

Die ersten 30 km geht es über ein paar Hügel ins Tal des Skellefteälv, und dann immer den Fluss entlang bis zum Ziel. Der Fluss verbreitert sich immer wieder zu großen Seen, die zusammen fast an die Fläche des Obersees heranreichen. 

Das Ziel, Arjeplog, ist zwar mit 1800 Einwohnern noch kleiner als Rümmingen, bietet aber als Fremdenverkehrsort viel mehr::Campingplatz und mehrere Hotels, Jugendherberge, Kino, Lebensmittelläden, Krankenhaus und Tankstelle, ein Silbermuseum und Fitnesscenter, Optiker und Friseure, Möbel, Waschsalon, Autowerkstatt, Polizeiposten und einige Läden – eben alles was eine zentrale kleine Stadt mitten im Nirgendwo braucht.

Vor allem im Winter wird der Ort durch die Automobilindustrie in Beschlag genommen, denn die umliegenden zugefrorenen Seen bieten eine gute Gelegenheit die Wintertauglichkeit von “Erlkönigen” oder einzelnen technischen Teilen zu testen.

Vid Vindelälven – Am Vindelälven

Heute war das Wetter ähnlich wie gestern, allerdings gelang es mir durch ausgiebiges trödeln kurz vor dem Ziel von der vor mir herziehenden Regenfront verschont zu bleiben. Erst als das Zelt stand, kam ein ordentlicher Guss.

Die ersten 30 Kilometer hatte ich viel Verkehr, aber dann bog ich auf eine wesentlich weniger befahrene Strasse ab ( manchmal kam eine Viertelstunde niemand) und folgte immer dem Vindelälven bis ans Ziel. Auf meinem Weg kam ich an einigen Stromschnellen vorbei, Vormforsen ist eine der größten dieses Flusses mit 9 Meter Fallhöhe auf 500 Metern. Im Gegensatz zu den meisten anderen großen Flüssen in Schweden ist der Vindelälven geschützt, und deshalb sind seine Stromschnellen nicht in den Stauseen der Wasserkraftwerke verschwunden.

Bei Vormforsen traf ich 2 Motorradfahrer aus Umeå, auf dem Weg nach Norwegen. Sie machen heute Station in Vuoggatjålme. Auf diesem Gehöft direkt am Polarkreis übernachte ich auch, allerdings brauche noch 2 volle Fahrtage mehr.

Jetzt befinde ich mich wohl endgültig im Reich der Mücken. Sowohl bei Pausen als auch jetzt auf dem Campingplatz sehe ich mich ihren Armeen gegenüber. Meine Verteidigung ( Anti-Brumm forte) funktioniert immerhin so leidlich.

Am Vindelälv
Stromschnellen Vormforsen

Plan für Tag 24 – Lycksele bis Gargnäs

Gesamtstrecke: 102.16 km
Gesamtanstieg: 713 m

Bis jetzt war ich immer mehr oder weniger auf dem Sverigeleden unterwegs – Einem Netz von Fernradrouten in Schweden mit einer Gesamtlänge von 9500 km, welche von der Schwedischen Radfahrervereinigung ausgearbeitet und beschildert wird.

Nach 30 km verlasse ich den Sverigeleden und biege auf den Vindelälvsleden ein – eine regionale Fahrradroute, welche knapp 400 km den Vindelälven entlang führt.

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