Nordkap 2024

Alle Wege führen ... wieder zum Nordkap

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Über das Fjell

Morgens gab es Hochnebel, doch die Sonne löste ihn bald auf. Es war nicht ganz so warm wie gestern, aber doch ganz angenehm. Wenn ich da an das letzte Mal vor 6 Jahren denke…damals 130 km Regen, jetzt 90 von 110 km Sonne pur – kein Vergleich.

Die meiste Zeit war ich oben auf dem Fjell, karg, meist baumlos, die Strasse wand sich in großen Bögen und Wellen darüber, und doch war es nie einsam. Dafür war einfach viel zu viel Verkehr. Ich habe das Gefühl, dass deutlich mehr los ist als noch vor 6 Jahren. Sowohl mehr Autoverkehr als auch mehr Radfahrer. Bestimmt ein Dutzend kamen mir entgegen.

Bei der Raststätte Skaidi am Abzweig nach Hammerfest war viel los. Bestimmt 30 Motorradfahrer machten dort gerade Pause. Unter ihnen einer aus Korea. Er ist im März von zuhause aufgebrochen um die Welt zu erkunden. Nach Norwegen will er noch kreuz und quer durch die EU, um dann Ende August oder im September sein Motorrad wieder nach Korea zu verschiffen. Kurze Zeit später kamen mir zwei Wohnmobile aus Japan entgegen. Hier trifft sich die Welt.

Jetzt sitze ich gerade im Russenes Kro. Das letzte Mal waren erst nach Küchenschluss da, und mussten uns mit belegten Broten zufrieden geben, ich habe nun Kabeljau mit Gemüse und neuen Kartoffeln auf dem Teller.

Nordlichtkathedrale am Abend
Ein „Eisbär“ von der nördlichsten Brauerei der Welt

Plan für Tag 38 – Alta bis Olderfjord

Gesamtstrecke: 108.58 km
Gesamtanstieg: 1302 m

Bis auf ein kurzes Stück zu Beginn  am Altafjord geht es heute wieder durch das Landesinnere. Nach den ersten 15 km verabschiede ich mich vom Meer und erklimme in mehreren Anstiegen die baumlosen Höhen des Sennalandet-Fjells. Obwohl “nur” 385 Meter hoch, ist die Strasse im Winter doch oft gesperrt. Dann geht es wieder der Repparfjordelva entlang hinunter bis zum Abzweig der Hauptverkehrsstrasse 94 nach Hammerfest. 

Danach führt ein weiterer Anstieg über den Gebirgspass Hatter (mit 238 Metern) zum Porsangerfjord, den ich im Weiler Olderfjord erreiche.

Vor 6 Jahren war auch Olderfjord das Ziel der vorletzten Etappe – damals kamen wir aber erst spät  nach einem langen (137 km), regenreichen und kalten Tag mit viel Gegenwind an, die Küche des Russenes Kro konnte uns keine warmen Gerichte mehr anbieten. 

Heute ist die Strecke zwar fast 20 km kürzer, hat aber dafür mehr Höhenmeter. Mal schauen, wie es wird.

Na also!

Sonne pur gab es heute. Schon morgens war es warm genug für kurze Sachen. Das Wetter hat es doch nicht verlernt, na also!

Es war recht angenehm zu fahren, der Verkehr war wie erwartet etwas weniger als gestern. Bloß in den Tunneln störte der Lärm – man glaubt nicht, was für ein lang anhaltendes und lautes Brummen und Fauchen ein einzelnes Auto machen kann!

Die Strecke war eigentlich gar nicht so lang, aber die Sonne und Wärme hat mir wohl den Rest gegeben, nach der Ankunft gab es erst mal ein kleines Nickerchen.

Blick zurück auf den Campingplatz
Die haben sich wohl verirrt
Für Radler geht’s um den Berg herum
Blick auf Alta
Die Nordlichtkathedrale – Sonntags nur von 13 bis 15 Uhr
Innenstadt Alta
Blick aus dem Hotel

Plan für Tag 37 – Altafjord bis Alta

Gesamtstrecke: 80.43 km
Gesamtanstieg: 1159 m

Heute geht es den ganzen Tag am Altafjord entlang. Zuerst 30 km am Langfjord, einem Seitenarm des Altafjords, und dann den Rest der Strecke am Hauptarm des Altafjords bis nach Alta.  

Die Strasse geht in einem stetigen Auf und Ab meist dicht am Ufer entlang. Eigentliche wäre die Strecke für den Radverkehr ganz ohne Tunnel, aber vor ein paar Jahren gab es bei Kråknes einen spektakulären Erdrutsch, bei dem 8 Gebäude und ein paar Wohnwägen majestätisch langsam in den Fjord geschoben wurden. Die Route folgt nun der normalen Straße durch einen gut 2 km langen Tunnel.

Alta hat 12000 Einwohner, und ist damit die größte Stadt der Finnmark. Der Campingplatz liegt doch recht weit ausserhalb, und so habe ich mich für ein Hotel in der Innenstadt entschieden.  Nach einer Strecke von 80 km bleibt so vielleicht Zeit mich im Schwimmbad zu entspannen, oder die Nordlichtkirche anzuschauen.

Kvænangsfjell

Die einzige Wettergemeinsamkeit mit den vergangenen Tagen war, dass das Wetter nachmittags besser war als vormittags,  aber der Ausgangspunkt war ein anderer: Morgens war es bedeckt aber trocken und später wurde es herrlich sonnig. Der Verkehr nervt ein bisschen,  aber ich hoffe, dass es besser wird. Morgen ist ja Sonntag,  und nördlich von Alta ist der Verkehr dann hoffentlich etwas schwächer.

Das Kvænangsfjell ist zwar „nur“ 400 Meter hoch, aber sehr alpin. Die Passhöhe ist fast autofrei, da es seit kurzem einen Scheiteltunnel gibt, dort habe ich dann 1) mein Vesper, 2) die Aussicht 3) ein Stück Kuchen im Berggasthof und 4) die Ruhe genossen.

Heute bin ich wieder auf einem Campingplatz, die meisten Wohnmobile auf dem Weg von der Einfahrt bis zu meinem Zelt haben deutsche Kennzeichen.

Neben mir hat Siggi, 67, aus der Nähe von Stuttgart sein Zelt aufgeschlagen. Er ist in Helsingborg los, war schon am Nordkap und will noch über die Lofoten fahren, bevor er dann ab Bodø sich wieder mit Bus und Bahn Richtung Heimat durchschlagen will. Und ein junger Franzose aus Lyon, so trifft man immer wieder interessante Leute.

Noch 370 km ab dem Kvænangsfjell
Sieht nur auf den ersten Blick doppelt gekoppelt aus. Elch und Ren

Plan für Tag 36 – Sørkjosen bis Altafjord

Gesamtstrecke: 96.79 km
Gesamtanstieg: 1620 m

Auch heute geht die Strecke wieder den Fjorden entlang. Zuerst führt der Weg am Reisafjord mit seinen Nebenarmen entlang, dann geht es über das karge Kvænangsfjell mit einer Höhe von 400 Metern.

Im Sommer ist das Fjell eher kein Problem, aber im Winter stellt es einen Gebirgspass dar, der auch mal wegen Lawinen und Wind gesperrt sein kann. Und da das die einzige norwegische Strassenverbindung zwischen Troms und der Finnmark ist, geht die Umleitung über Finnland und ist viele Hundert km lang.

Letztes Jahr wurden zwei Tunnel unter dem Fjell eröffnet, so dass zumindest der Autoverkehr eine wintersichere Passage hat.

Der zweite Fjord ist der Kvænangsfjord mit seinen Nebenarmen, und kurz vor dem Ziel der Langfjord. Ein paar Anstiege gibt es dabei zu überwinden, ich bewege mich dabei aber (im Gegensatz zum Kvænangsfjell)  immer unterhalb der Baumgrenze.

Und täglich grüßt das Murmeltier

Also: Morgens war es sehr trüb und regnerisch, bis zur Fähre war Regenkleidung angesagt, nach der Fähre wurde das Wetter besser, und gegen Schluss wurde es noch ein richtig schöner Tag. Äh Moment, das kenn ich doch! War das nicht die Beschreibung der letzten drei Fahrtage? Tja dann eben dasselbe nochmal für den vierten Tag. Aber die Schleife wird enden, morgen gibt es keine Fähre, ätsch!

Bei der zweiten Fähre traf ich – wenn ich die kleine Flagge an seinem Rad richtig interpretiert habe – Italiener, Christian, der ein paar Monate auf den Lofoten war, und jetzt noch zum Nordkap fährt. Wir sind nicht zusammen gefahren, waren aber ungefähr gleich schnell, so dass wir uns immer wieder gegenseitig überholten, wenn einer von uns gerade eine kleine Pause machte. Nach dem letzten Anstieg verabschiedeten wir uns, er wollte noch im kleinen Bergsee angeln, und dann bei einem Freund 10 Kilometer weiter unterkommen, und ich genoss noch die 5 Kilometer lange Abfahrt bis zu meinem Ziel.

Hier in der Gegend steht der samische Ortsname an erster Stelle
Scheint ein Gletscher zu sein
Christian kommt an die Passhöhe
Ausblick aus dem Hotel

Plan für Tag 35 – Tromsø bis Sørkjosen

Gesamtstrecke: 135.52 km
Gesamtanstieg: 1423 m

Am heutigen Tag wechseln sich Abschnitte auf dem Rad und Fähren mehrfach ab. Auch wenn die Fähren nicht allzu selten fahren, muss ich doch darauf achten, keine zu verpassen. 

Zuerst geht es ein Stück den Ramfjord entlang, und dann am Fluss Breivikelva bis nach 50 km die erste Fähre erreicht ist. 

Nach 20 min Fährdauer geht es 20 km am Ufer des Ullsfjord weiter, bis zur nächsten Fähre. Wenn ich mich etwas beeile, passt der Anschluss in Lyngseidet perfekt, andernfalls muss 45 Minuten auf die nächste Fähre warten. Die Fahrt dauert rund 40 Minuten und zum Abschluss fahre ich noch einige Dutzend Kilometer direkt am Lyngenfjord entlang. 

Die Strecke ist mit 119 km ziemlich lang, hat aber nicht allzu viele Steigungen, bloß kurz vor dem Ziel, dem kleinen Ort Sørkjosen, muss ich noch einen ordentlichen Hügel überwinden.

Glück im Unglück

Es hat mal wieder gepasst – am Ruhetag hat es mehr geregnet als an anderen Tagen. Ich bin trotzdem etwas unterwegs gewesen, und hab mir unter anderem die „Nordmeerkathedrale“ angeschaut. Ganz nett, aber ich glaube etwas überbewertet.

Beim Fahren hab ich gemerkt, dass eine Speiche am Hinterrad geknallt war. Ich hätte zwar das Werkzeug gehabt, um es selbst zu machen, aber ich kann mir schöneres vorstellen als bei Regen auf dem Gehweg vor dem Hotel ein Rad zu reparieren. Gut, dass ich in einer großen Stadt bin, der nächste Hinterhof- Fahrradschrauber war nur wenige 100 Meter entfernt. Er hatte sogar Zeit und hat es sofort gemacht. Wir haben uns auf deutsch unterhalten, denn er ist öfters in Österreich, Anfang des Jahres war er 3 Monate dort zum Skifahren. Nächste Woche fährt er wieder dorthin (Ich glaub er ist schon in Rente und macht was ihm Spaß macht)

Vor der Abfahrt in Harstad
Auf der Schnellfähre
Im Westen der Insel Tromsøya
Großes Wandgemälde
Blick auf Tromsø
Die N̈ordmeerkathedrale

Plan für Tag 34 – Schnellfähre bis Tromsø

Gesamtstrecke: 149.05 km
Gesamtanstieg: 12 m

Ursprünglich hatte ich gedacht, von Sortland bis Tromsø auch dem EuroVelo 1 zu folgen. Das wären aber mit 2 Fähren die nicht so häufig fahren und mit dem notwendigen Ruhetag insgesamt 4 Tage gewesen – und ich hätte sogar 7 Fahrtage am Stück gehabt. Also habe ich mich entschlossen, mit der Schnellfähre abzukürzen, so dass ich für die Strecke nur 2 Tage inklusive Ruhetag brauche. Trotz 3 Stopps unterwegs benötigt die Fähre für die knapp 150 km bis Tromsø nicht mehr als 3 Stunden.

Am Nachmittag habe ich dann genug Zeit mich auszuruhen, die Nordmeerkathedrale und andere Sehenswürdigkeiten anzuschauen. Tromsø ist nach Göteborg die zweitgrößte Stadt auf meiner Reise, so groß wie Lörrach und Weil zusammengenommen (ca. 80 Tsd)

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